Versprochen, eine der schönsten Tageswanderungen in Albanien: Maja e Vajushes im Kelmend!

Der Maja e Vajushës liegt im Norden Albaniens, mitten im Kelmend, einer Region, die noch ziemlich ursprünglich und kaum touristisch ist. Die Wanderung hinauf gehört zu den schönsten Tagestouren, die man dort machen kann. Sie führt durch Wälder und über offene Almen bis zu einem Gipfel mit weiter Aussicht auf die spitzen und karstigen Berge Montenegros, die einem glatt die Sprache verschlagen.

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Eigentlich sollte es schon sehr, sehr früh morgens mit Sonnenaufgang losgehen mit dieser Wanderung, um der in den letzten Tagen herrschenden Hitze zu entgehen. Aber als dann der Handywecker klingelte, plätscherte starker Regen auf mein Van-Dach, was mich dann doch an meinem Tagesplan zweifeln ließ. Ich hatte keine Lust, durch den Regen 900 Höhenmeter im freien Gebirge hochzusteigen. Also habe ich mich erst noch einmal umgedreht.

Das kam mir aber gar nicht so ungelegen: Übernachtet hatte ich auf dem Parkplatz eines kleinen Restaurants am Straßenrand, ungefähr zehn Kilometer vor Lëpushë, wo die Wanderung starten sollte. In dem Restaurant war es super nett. Ich habe richtig lecker zu Abend gegessen, mich mit dem Besitzer und seiner Frau unterhalten, und später kam noch eine Motorradgang aus Tschechien dazu. Alles wurde, wie so oft im Balkan, etwas später, als ich geplant hatte. Deshalb war das Liegenbleiben und der Regen am Anfang eigentlich doch auch ein bißchen willkommen. Ich befürchtete allerdings, dass der Regen den Tag über anhalten könnte und ich die Wanderung verschieben müsste, was wiederum zu viel des Ganzen gewesen wäre.

Lucia und Noni auf ihrer Terasse

Als ich dann gegen zehn oder elf Uhr zum zweiten Mal aufwachte, sah alles schon etwas besser aus. Sowohl bei mir als auch draußen. Dort hatte es zumindest aufgehört zu regnen, so dass ich mich nach einigem Hin- und Her im Kopf doch entschied, die Sache jetzt anzugehen und ich mich auf den Weg nach Lëpushë machte. No risk, no fun. Ich war mir zwar immer noch nicht sicher, ob das die beste Idee war – war es vielleicht auch nicht, wie sich später herausstellte – aber es hat alles geklappt, soviel sei vorweggenommen.

Lëpushë ist ein kleiner Ort der direkt an der Hauptstraße durchs Kelmend liegt. Von hier fährt von der Hauptstraße ab und nach ungefähr anderthalb Kilometer erreicht man den Trailhead. Dort kann man den Van gut abstellen und theoretisch bestimmt auch gut übernachten. Ich habe ihn nur zum Parken während der Wanderung genutzt.

Dann kommt man auf eine riesige offene Alm, auf deren linker Seite direkt ein kleiner Bauernhof liegt, verborgen vor der Zivilisation. Dort spielten ein paar Kinder, Schafe grasten, Schweine liefen herum – das Ganze erinnerte mich unweigerlich an Heidi.

Die Alm geht man weiter hoch, es wird nicht nur kurzzeitig ein bißchen weniger steil. Aber das Gebiet ist einfach wunderschön. Schon von dort hat man fantastische Ausblicke auf die umliegenden Berge und raus ins weite Land. Schatten gibt es gar keinen, man ist wirklich auf offener Flur. Zum Glück war der Himmel mittlerweile aber zumindest kurzzeitig aufgerissen und schön blau mit nur ein paar weißen Wolken. Also alles richtig gemacht? Am Ende der Alm liegt dann der Vajushës , dessen Aufstieg dann noch mal eine Herausforderung ist. Es wurde immer steiler und anstrengender. Ich musste immer wieder Pausen einlegen, teilweise gefühlt alle fünfzig Meter. Vielleicht lag das aber doch auch ein bißchen an dem Abend zuvor?

Irgendwann erreicht man den Kammweg. Erst auf dem letzten Meter vor diesem eröffnet sich das Panorama auf das Prokletije-Gebirge mit seinen zackigen, großen, karstigen Gipfeln, die teilweise noch im Juli mit Schnee bedeckt waren. Der Kamm ist im übrigen auch ganz direkt die Grenze zwischen Montenegro und Albanien, so dass die Aussicht, die man von hier genießt, auf das Nachbarland blickt. Vor gar nicht mal so langer Zeit war das eine der bestbewachtesten Grenzen auf der Welt, sollte man sich vielleicht auch mal kurz in Erinnerung rufen wenn man da oben steht. Für 40 Jahre war diese spektakuläre Aussicht für die Leute in Albanien sicherlich absolut Off-Limit. Zumindest ohne Gefahr zu laufen, erschossen zu werden.

Oben angekommen hatte ich leider nicht viel Zeit, den Ausblick weiter zu genießen. Schwarze Wolken kamen aus den montenegrinischen Bergen direkt auf mich zu und ich wollte kein Risiko eingehen, in einem waldlosen Gebiet in ein Gewitter zu geraten. Also machte ich mich direkt auf den Rückweg.

Beim Abstieg, der mehr Trailrunning als Wandern glich, kam ich noch durch eine große Schafsherde, die sich von den aufkommenden dunklen Wolken nicht stören ließ. Letztlich schaffte ich es zurück zum Van, gerade rechtzeitig, bevor der Starkregen und das Gewitter 20 Minuten später einsetzten. Die Nacht verbrachte ich in Lëpushë auf dem Fußballplatz, neben einem anderen kleinen Restaurant, wo ich wieder hervorragend zu Abend aß, dieser Abend sich daraufhin dann aber nicht so lange in die Nacht ausdehnte, wie der vorherige.

Insgesamt ist das definitiv eine der schönsten Tageswanderungen, die man im nördlichen Albanien, spezifischer im Kelmend, unternehmen kann. Für den Aufstieg sollte man zweieinhalb bis drei Stunden einplanen, inklusive Pausen zum Landschaft genießen. Für den Abstieg vielleicht zwei Stunden. Wer länger auf dem Gipfel verweilen möchte, sollte noch eine Stunde dazu rechnen. Insgesamt also etwa fünf bis sechs Stunden würde ich sagen.

Nach Lëpushë kommt man übrigens nicht nur mit dem Van oder Auto, sondern auch mit einem Bus von Shkodra aus. In Lëpushë selbst gibt es einige Gästehäuser, zwei bis drei Restaurants, eine Kirche und einen Fußballplatz. Einen Shop gibt es nicht, alles, was man braucht, sollte man vorher mitnehmen. Die Leute sind super nett, aber auf der Wanderung trifft man höchstwahrscheinlich niemanden. Ich begegnete nur einer kleinen Gruppe Wanderer, die mir entgegen kam und sah eine weitere Gruppe oben auf dem Gipfel, als ich mich noch mit dem Aufstieg abmühte. Diese kam aber wohl vermutlich aus Montenegro hochgekraxelt.

Lasst euch diesen Hike nicht entgehen. Er macht richtig viel Spaß und belohnt vor allem auf dem Gipfel mit dem unglaublichen Blick auf das Prokletije Gebirge. Aber passt ein bißchen besser auf das Wetter auf 😉

Habt ihr auch die großartige Aussicht auf diesem Hike genießen können?

Wie hat es euch gefallen? Was habt ihr noch weitere Tipps für coole Wanderungen im Kelmend ? Oder sonst etwas cooles dort erlebt? Immer her damit!

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