Wie ich ein Wochenende in Tirana verbringen würde

Ein bisschen chaotisch, ziemlich charmant und überraschend elegant – Tirana hat mich in den letzten Jahren immer wiedergesehen. In diesem persönlichen Artikel zeige ich dir, wie du Albaniens Hauptstadt entspannt, lecker und mit vielen echten Tipps entdecken kannst: mit Rooftop-Bar, Bunker-Museum, Seilbahnfahrt und Nachtleben in Blloku. Ein Wochenende, so wie ich es machen würde.

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Tirana ist eine meiner Lieblingsstädte auf dem Balkan. In den letzten fünf Jahren war ich eigentlich jedes Jahr mindestens einmal dort, meistens immer so für 3–4 Tage. Das liegt zum einen an den ziemlich guten Flugverbindungen aus Deutschland – man kommt günstig und schnell hin –, zum anderen führt in Albanien auch sonst irgendwie kaum ein Weg an Tirana vorbei. Die Stadt ist das Zentrum des Landes, hier ist am meisten los, hier gibt es die meiste Kultur, das beste Essen und eine richtig coole, lebendige Aufbruch-Atmosphäre. Ich bin wirklich gerne hier.

Viele erwarten das vielleicht nicht, aber Tirana ist eine ziemlich elegante Stadt. Überall Cafés, viele kleine Orte zum Sitzen und Menschen gucken. Der Verkehr kann stressig sein, aber trotzdem ist die Stimmung in der Stadt insgesamt ziemlich entspannt. Ich hab oft das Gefühl, dass ein bisschen Italien in der Luft liegt.

Tirana hat keinen Eiffelturm oder Kolosseum. Aber Tirana hat andere Reize: interessante Museen und religiöse Stätten und ein richtig gutes kulinarisches Angebot. Und nicht zu vergessen: der Dajti-Nationalpark direkt vor der Tür, erreichbar mit einer Seilbahn, die einen bis auf 1.400 Meter Höhe bringt. Die Aussicht auf die Stadt ist genial – für mich eines der Highlights auf dem Balkan.

Tag 1 – Ankommen und es erst mal ruhig angehen lassen

Egal ob ihr mit dem Flieger oder dem Camper kommt – der erste Eindruck von Tirana ist meistens der Verkehr. Rund um die Stadt staut es sich gerne, Gehupe gehört zum Soundtrack der Stadt und eine Straße zu überqueren kann auch mal schwierig sein. Lasst euch davon nicht stressen, das gehört irgendwie dazu.

Wenn ihr dann endlich angekommen seid und eure Unterkunft bezogen habt, atmet erstmal durch. Meine Empfehlung: Sucht euch was in der Gegend um Blloku – das ehemalige Viertel der Parteifunktionäre, heute Zentrum für Cafés, Bars und Nachtleben. Alternativ ist auch der Bereich rund um den Rinias-Park oder die Gegend direkt westlich vom Skanderbegplatz sehr schön und etwas ruhiger, ihr seid aber immer noch mitten drin.

Nehmt euch Zeit, um anzukommen. Lauft ein bisschen rum, sammelt erste Eindrücke, lasst euch treiben. Kein Grund, gleich direkt zur ersten Sehenswürdigkeit aufzubrechen. Dafür habt ihr noch genug Zeit. Was ihr aber auf keinen Fall verpassen solltet: ein richtig gutes Abendessen. Ich empfehle euch das Restaurant Zgara Tironës 2, nicht weit vom Skanderbegplatz. Es gibt super leckeres, traditionelles Essen, auch für Vegetarier ist gesorgt. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist top, man kann draußen sitzen und wunderbar das Treiben auf der Straße beobachten.

Albanien kann auch vegetarisch!

Danach lohnt sich ein kurzer Spaziergang zum Skanderbegplatz. Besonders abends, wenn die umliegenden Gebäude angestrahlt sind – Moschee, Oper, die Statue in der Mitte – hat der nochmal ein anderes Flair als während des Tages. Wer Lust hat, kann anschließend in die Observator Bar im 13. Stock fahren. Das ist keine super-fancy Rooftop-Bar, sondern angenehm bodenständig mit einem trotzdem fantastischen Blick über die Stadt. Gute Cocktails, Bier vom Fass, ich brauch nicht mehr.

Und falls ihr dann noch nicht genug habt: Ein Abstecher in die Hemingway Bar lohnt sich immer. Dort lebt eine ziemlich entspannte Katze, die sich gerne streicheln lässt, es gibt gute Musik (jazzig) und eine bunte Mischung aus Einheimischen und Reisenden. Perfekter Ort für den letzten Drink.

Tag 2 – Tiranas Zentrum entdecken

Startet entspannt in den Tag. Vielleicht mit einem „Byrekfast“ aus einer der vielen kleinen Bäckereien, die hier Byrektore heißen, oft unscheinbar sind, aber niemals enttäuschen. Ich finde ja auch, dass es in Albanien die besten Böreks auf dem Balkan gibt. Wer mag, nimmt das Ganze mit in den Rinias-Park und picknickt dort. Oder ihr sucht euch ein schönes Café an der Oper am Skanderbegplatz. Da hat man einen tollen Blick und kommt ebenfalls gut rein in den Tag.

Die Et'hem Bey-Moschee am Skanderbegplatz von Innen

Startet entspannt in den Tag. Vielleicht mit einem „Byrekfast“ aus einer der vielen kleinen Bäckereien, die hier Byrektore heißen, oft unscheinbar sind, aber niemals enttäuschen. Ich finde ja auch, dass es in Albanien die besten Böreks auf dem Balkan gibt. Wer mag, nimmt das Ganze mit in den Rinias-Park und picknickt dort. Oder ihr sucht euch ein schönes Café an der Oper am Skanderbegplatz. Da hat man einen tollen Blick und kommt ebenfalls gut rein in den Tag.

Der Platz selbst ist das Zentrum des Zentrums der Stadt: die Skanderbeg-Statue, das Nationalmuseum mit dem riesigen Mosaik aus kommunistischer Zeit, die Oper, der Uhrenturm und die Et’hem-Bey-Moschee, die älteste der Stadt. Diese kann auch gegen eine kleine Spende von innen besichtigt werden. Das Nationalmuseum ist allerdings lächerlich oft wegen Renovierungen geschlossen. Ich glaube, ich hab es in den letzten fünf Jahren nur ein einziges Mal offen gesehen. Aber selbst wenn es offen ist, ist das Highlight des Museums wohl das riesige kommunistische Mosaik – das ist allerdings auch von außen sichtbar. Also zerbrecht euch nicht den Kopf, wenn ihr vor verschlossenen Türen steht.

Spannender finde ich das House of Leaves-Museum, keine fünf Minuten vom Skanderbegplatz entfernt. Ein Museum zur Geschichte der kommunistischen Geheimpolizei Sigurimi, die aus diesem heraus über Jahrzehnte die albanische Bevölkerung bespitzelt und terrorisiert hat – ähnlich wie die Stasi in der DDR. Das Museum ist nicht groß, dafür aber ziemlich intensiv und bedrückend. Plant eine gute Stunde dafür ein!

Direkt gegenüber steht die große orthodoxe Kirche, die in den letzten Jahren komplett renoviert wurde und wie ein Neubau erscheint. Albanien war übrigens mal das einzige Land der Welt, in dem Religion offiziell verboten war. Deshalb sind viele Gotteshäuser heute entweder komplett neu oder frisch renoviert, obwohl sie eigentlich schon älter sind, wie auch diese Kirche.

Während religiöse Stätten verfallen durften, wurde der Personenkult um Diktator Enver Hoxha zelebriert. Zum Beispiel mit der Pyramida, einem einstigen Museum zu seinen Ehren. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus verfiel allerdings auch dieses Gebäude, bevor es schließlich in den letzten zwei Jahren ebenfalls von Grund auf erneuert wurde. Heute ist das Gebäude halb Bildungseinrichtung, halb Treffpunkt. Man kann wieder auf die Pyramida rauf, von wo man einen tollen Blick auf die Stadt und ihre vielen verrückten Hochhäuser hat. Im Inneren gibt es auch einen Aufzug.

Die nächste Station ist das Tirana Castle. Früher war es die Residenz der Familie Kapllan Pasha, heute ist es charmant modernisiert und beherbergt verschiedene Restaurants und Bars. Trotz der modernen Aufmachung hat es sich ein bisschen den Charakter eines Bazaars bewahrt. Besonders am Abend, wenn alles schön beleuchtet ist, lohnt sich ein kurzer Abstecher oder ein Besuch eines Restaurants dort.

Direkt daneben befindet sich die neue, imposante „Große Moschee“, die in den letzten Jahren von der Türkei finanziert und fertiggestellt wurde. Der Zutritt ist nach Geschlechtern getrennt – Frauen dürfen nur in den oberen Bereich, Männer nur in den unteren. Für Frauen ist ein Kopftuch Pflicht, das vor Ort kostenlos ausgeliehen werden kann. Auch die Schultern müssen bedeckt sein. Die Moschee ist riesig (die größte auf dem Balkan), sehr neu und definitiv ein beeindruckendes Stück Architektur.

Wenn ihr danach noch etwas Zeit und Lust habt, könnt ihr noch einen Spaziergang zur Universität oder zum Air Albania Stadion machen – beide liegen am Ende des breiten Boulevards, der direkt vom Skanderbegplatz ausgeht.

Den Abend solltet ihr in Blloku ausklingen lassen. Hier reiht sich ein Café ans nächste, dazwischen Restaurants mit internationaler Küche und hippe Bars. Für gute Cocktails kann ich euch die Radio Bar ans Herz legen. Wer tanzen will, sollte im Agimi vorbeischauen, eigentlich ein kleineres Kultur- und Kunstzentrum, am Wochenende aber auch oft ein alternativer Club mit elektronischer Musik und Berlin-Vibes. Wer auf Rock oder Punk steht, wird sich in der Voodoo Rock Bar wohlfühlen – wahrscheinlich die einzige wirklich alternative Kneipe der Stadt, in der es oft Live-Musik gibt. Oder ihr lasst euch einfach treiben – Tiranas Nachtleben in der Ecke ist bunt und lebendig.

Pink Floyd Tribute-Band in der Voodoo Bar

Tag 3 – Ein bisschen raus: Bunk’Art 1 und Dajti

Am dritten Tag geht’s raus aus dem Zentrum. Als erstes solltet ihr euch das Bunk’Art 1-Museum anschauen – ein alter Atombunker aus der Zeit von Enver Hoxha, tief in den Berg geschlagen. Es gibt übrigens zwei Bunk’Art-Museen in der Stadt, das andere findet ihr direkt im Zentrum, aber dieses hier finde ich besser. Im Museum sind viele Bereiche noch im Originalzustand erhalten. Es ist ein bisschen gruselig, definitiv spannend und in dieser Form ziemlich einzigartig. Den Virtual-Reality-Guide dort kann ich euch wirklich empfehlen, man erfährt viel über die Geschichte Albaniens in den 1980er Jahren. Für dieses Museum würde ich etwa 1,5–2 Stunden einplanen.

Ihr kommt ganz einfach hin: Vom Busbahnhof hinter dem Skanderbegplatz bringt euch die Buslinie 11 für gerade mal 40 Cent bis zum Museum. Die Fahrt dauert etwa 40 Minuten.

Ein Kino/Theater mitten im Atombunker, mitten im Berg. Crazy!

Vom Museum aus könnt ihr zu Fuß zur Seilbahnstation des Dajti-Express weiterlaufen, die euch in den gleichnamigen Nationalpark über der Stadt bringt. Die Strecke ist mehrere Kilometer lang und meistens ruhig und ziemlich eindrucksvoll. Wer Höhenangst hat, dem kann hier aber auch ein bisschen mulmig zumute werden. Beim ersten Mal war es mir das auch! Aber die Bahnen sind sicher, und die Aussicht ist fantastisch.

Oben angekommen habt ihr einen großartigen Blick auf die Stadt und könnt euch in einem der Restaurants stärken – zum Beispiel im Dajti Balkoni, das ideal für ein Mittagessen mit Panorama ist. Wer danach noch Kraft in den Beinen hat, sollte nicht direkt wieder mit der Seilbahn runterfahren, sondern den Wanderweg zur Talstation nehmen. Der Weg ist etwa acht Kilometer lang, gut markiert und bietet unterwegs immer wieder tolle Ausblicke. Auch wenn es bergab geht, würde ich dafür rund drei bis vier Stunden einplanen – es lohnt sich

Wenn ihr dann am späten Nachmittag zurück in der Stadt seid und immer noch Energie habt, könntet ihr prüfen, ob der FK Partizani Tirana oder KF Tirana ein Heimspiel im Air Albania Stadion mitten im Zentrum austrägt. Die beiden Clubs sind die populärsten des Landes, die Stimmung bei Spielen ist meistens ganz gut und Anpfiff ist oft Samstag- oder Sonntagabends. Auch wenn ihr nicht fußballverrückt seid, lohnt sich der Besuch, bei dem man sich (anders als sonst so oft auf dem Balkan) um seine Sicherheit keine Sorgen machen muss. Wenn in Tirana zufällig ein Derby stattfindet, solltet ihr euch das auf keinen Fall entgehen lassen.

Das war’s! Tirana hat natürlich noch wesentlich mehr zu bieten, aber ich denke, zum Kennenlernen der Stadt sollte das so für’s Erste reichen! Ihr könnt ja immer nochmal wiederkommen!

Wie würdet ihr ein Wochenende in Tirana verbringen? Habe ich irgendetwas übersehen, dass man unbedingt machen muss? Habt ihr einen Geheimtipp?

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